
Badhaus-Historie in Wiesbaden
1486 Der „Schwarze Bock“ in Wiesbaden wird als Badhaus
eröffnet. Diese überlieferte Jahreszahl steht noch heute in der Tür der
Bar des Hotels. Das Hotel aus dem Jahr 1486 ist das älteste Unternehmen
der Stadt Wiesbaden. Wie kam es zu dem Namen „Schwarzer Bock“? Der
Volksmund sagt: Der erste Besitzer des Badehauses war der Bürgermeister
Philipp zu Bock. Weil er schwarze Haare hatte, wurde sein Haus „Zum
schwarzen Bock“ genannt.
1578 Der Schwarze Bock,
sowie das Städtchen Wiesbaden, erleiden durch einen Brand großen
Schaden. Das Haus wird von Hermann Burg neu aufgebaut.
1637
Mitten im 30jährigen Krieg heißt es: „Zum Bock ist es ziemlich
verwüstet und hat jetzt keinen Einwohner“. Am Ende des Krieges waren in
dem kleinen Ort Wiesbaden nur noch 51 Bürger.
1662 Es ist überliefert, daß der „Bock“ wieder in Betrieb ist: Er hat sogar zwei Massenbäder.
1672
Wiesbaden leidet wieder unter dem Durchzug der französischen Truppen
Ludwigs XIV. Der Ort wird mit Graben, Toren und Türmen gesichert.
1677 Die
Hauptschäden des 30jährigen Krieges sind behoben, und der „Bock“ wird
in der Liste der Badhäuser „Zum Schwarzen Bock“ genannt.
1712 Der „Schwarze Bock“ wird neu erbaut und im gleichen Jahr durch den Erwerb weiterer Grundstücke vergrößert.
1717
Johann Philipp Schramm, Kammerdiener des Fürsten Georg August Samuel,
wird Besitzer des „Schwarzen Bock“, indem er die Witwe heiratet. Um sein
Badhaus rentabel zu gestalten, richtet er ein Roß- und Pferdebad ein:
Eine Attraktion für den kleinen Ort.
1726 Die
acht abnahmeberechtigten Badhausbesitzer ernennen jährlich zwei
Brunnenmeister, die die Aufsicht, Reparatur und Reinigung des
Kochbrunnens besorgen. Das Quellwasser dient nicht nur der
Eigenversorgung von Bädern, sondern es wird vielfach nach Mainz,
Frankfurt und andere Orte verkauft.
1736 Der „Schwarze Bock“ floriert und erhält die Auszeichnung „Badehaus ersten Ranges“.
1749
Nach dem Tode Schramms geht der „Schwarze Bock“ in die Hände des
Chirurgen und Hospitalsverwalters Johann Daniel Freinsheim über, dessen
Witwe das Badhaus bis 1779 weiterführt. Daraufhin folgt eine Erbteilung.
Die Frankfurter Damen lassen sich im Ehevertrag garantieren, daß sie
einmal im Jahr zur Kur nach Wiesbaden dürfen — ohne ihre Männer. Ende
des Jahrhunderts Neuer Besitzer ist der Badhauseigentümer(„Spiegel“)
Ferdinand Daniel Bergmann. Dieser lässt das Pferde-Bad eingehen, denn:
„In den Kriegsjahren wollte sich jedermann desselben unentgeltlich
bedienen … „
1818 Der zu einem gediegenen
Wohlstand gekommene Besitzer Bergmann stirbt. Seine Frau führt noch vier
Jahre den Betrieb weiter und übergibt dann das Anwesen ihrem
Schwiegersohn Chistian Bauer, von Beruf Postsekretär. Bauer unterhält
neben dem Badehaus die Posthalterei und auch eine Weinwirtschaft. Auf
Anraten der Nassauischen Regierung richtet er wieder ein Pferdebad ein,
das Platz für zwei Pferde bietet. Goethe kurt im „Schwarzen Bock“ und
verfasst die sinnigen Zeilen: „Beim Baden sei die erste Pflicht, dass
man sich nicht den Kopf zerbricht, und dass man höchsten nur studiere,
wie man das lustigste Leben führe“.
1834 Der „Bock“ wird an das Ehepaar Rudolph verkauft.
1860/61
Das Ehepaar gibt den „Bock“ an ihre beiden Töchter weiter. Das Haus hat
inzwischen 47 Räume und kann täglich 50 Bäder abgeben. Die Gäste haben
in den Badehäusern lediglich Unterkunft und Bäder; verköstigen müssen
sie sich selbst; sie kochen das Essen auf den Öfen ihrer Zimmer.
1865
Dostojewski schreibt im „Schwarzen Bock“ an seinem Roman „Der Spieler“ —
das Casino ist gerade um die Ecke. Er verspielt beim Roulette seine
Reisekasse. Zudem wechselt der Besitz des „Schwarzen Bock“ an den
Kaufmann Theodor August Schäfer.
1899 Schäfer
erwirbt das anschließende Gasthaus „Zur goldenen Kette“ dazu. Alle
Badhäuser, die um den Kranzplatz herum liegen, haben nun ein
beachtliches Alter und können kaum mehr den Ansprüchen standhalten. Das
erkennt auch Schäfer: Der „Schwarze Bock“ und die „Goldene Kette“ mit
dem Badhaus „Zum Schwarzen Bock“ werden abgerissen, an ihre Stelle tritt
vor dem 1. Weltkrieg ein moderner Neubau. Nach Vereinigung der
„Goldenen Kette“ mit dem Badhaus „Zum Schwarzen Bock“ befinden sich
sämtliche Quellen auf dem Gelände des „Schwarzen Bock“, und dessen
Besitzer greifen den Gedanken auf, sie zu einer Quelle zu vereinigen und
diese neu zu fassen. Man will dadurch eine Vereinfachung der bisherigen
Besitz- und Anteilverhältnisse und eine Verbesserung der hygienischen
Zustände herbeiführen.
1906 Eine diesbezügliche
Vorlage beim Magistrat wird genehmigt: Die Stadt stellt die Anlage her,
und die Kosten werden anteilsmäßig auf die Badhausbesitzer verteilt. Die
neue gemeinsame Quelle erhält den Namen „Drei Lilien Quelle“ in
Anlehnung an die im Wiesbadener Wappen befindlichen drei Lilien.
Wiesbaden ist nun, unberührt von der Weltgeschichte, eine Stadt von
„europäischem Format“ und eine Weltkurstadt. Der „Schwarze Bock“ hat nun
schon Bäder mit elektrischem Licht, Lifte und 220 Betten -Zimmerpreis 5
Mark!
1911/12 Das Dach des „Schwarzen Bock“ wird ausgebaut.
1919
Europa versinkt im Ersten Weltkrieg. Aber schon 1919 steht im Tagebuch
eines Kurgastes: ‚Es ist sechs Uhr morgens. Von allen Straßen, Gassen
und Wegen strömen die Kurgäste den Quellen zu…“
1927 Erstmals erscheint das Emblem des „Schwarzen Bock“ auf dem Hotelbriefkopf.
1929 Der „Schwarze Bock“ hat 260 Zimmer, alle mit fließend Wasser und immer noch für nur 5 Mark.
1929-31
Zusätzlich zu den bisher im Erdgeschoß liegenden Badezellen werden
Etagenbäder errichtet, auch der linke Seitenflügel wird in dieser Zeit
aufgestockt.
1951 Nach dem 2 Weltkrieg erhält
Karl-Heinz Schäfer sein ramponiertes Hotel zurück. Die Bomben haben die
Obergeschosse zerstört. Die Fassade ist weitgehend erhalten geblieben.
Der Dachstock erhält einen ganz neuen Aufbau. Schon ein Jahr später
„steht“ der „Bock“ wieder: „Die ersten Gäste sind schon eingezogen, und
wir können nur noch mit Zurückhaltung Vorbestellungen annehmen!“
erklärte der Empfangschef dem „Wiesbadener Kurier“.
1957
Die letzten Renovierungsarbeiten werden abgeschlossen: Die Familie
Schäfer kann einen neuen modernen „Schwarzen Bock“ präsentieren.
Ausgestattet mit allen Techniken der damaligen Zeit verfügt er über ca.
160 Zimmer, deren zum Teil antikes Mobiliar ein besonderes Gepränge
verleiht. Hervorzuheben ist das Ingelheimer Zimmer mit wertvollen
Schnitzereien aus dem 16. Jahrhundert und einer der schönsten
Renaissancedecken aus dem Jahre 1870/71.
1987 Die
Familie Schäfer verkauft: Frans-Pieter de Rooy aus Amsterdam erwirbt
das Hotel und verpachtet es an Winfried D.E. Völcker, der den „Schwarzen
Bock“ später auch kaufte. Er brachte den „Schwarzen Bock“ als erstes
deutsches Hotel in die Vereinigung der Distinguished Hotels of the World
ein, deren prominentestes Mitglied das „Oriental Hotel“, Bangkok, ist.
1993 Das Hotel wird an die Deutsche Interhotel GmbH verkauft.
1995
bis heute Seit dieser Zeit steht der „Schwarze Bock“ unter dem
Management von Radisson BLU. Die 142 komfortabel und stilvoll
eingerichteten Zimmer verfügen alle über Klimaanlage, Marmorbad,
ISDN-Telefon, Highspeed-Internet und Wireless-LAN. Das traditionsreiche
„Badhaus“ mit seinem berühmten Thermalbad ist auch heute noch
Anziehungspunkt für Jung und Alt. Im Restaurant „Capricorne“ erwartet
den Gast eine leichte und kreative Küche in einem außergewöhnlichen
Ambiente. Geschichte paart sich hier mit moderner Kunst. Die Atmosphäre
des „Ingelheimer Zimmers“, der Veranstaltungsraum für besondere Anlässe,
ist noch immer geprägt von den kostbaren Holztäfelungen und
Schnitzereien aus dem 16. Jahrhundert.
1997
Eigentümer der Gesellschaft Schwarzer Bock Hotel Betriebs GmbH ist nun
die Depfa Bank (heute Areal Bank) 2003 Neuer Besitzer des Schwarzen Bock
ist die Firma Capital Hotel Management B.V.
1997-2010 In
dieser Zeit wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten in den
unterschiedlichsten Bereichen ausgeführt: Restaurant Capricorne (1998), 3
neue Veranstaltungsräume entstehen (2000), Rezeption und Tagungsräume
(2002), Küche und Banketterrasse in der 5.Etage (2003), Zimmer
(2004/2005), Bar 1486 (2005), Küche und Badhaus (2009/2010)
Planung für 2011: Zimmer und Flure
04.
September 2010 Nach intensiven Umbaumaßnahmen steht das
traditionsreiche Badhaus mit seinen modernen Einrichtungen den Gästen
nun wieder uneingeschränkt zur Verfügung. Im historischen Teil des
Badhauses wurden insgesamt vier Kabinen für die Wannenbäder und
Massage-Anwendungen restauriert und erneuert, um die Tradition der
jahrhundertelangen Badekultur zu wahren. Im hinteren, modernen Teil, der
Spa Area, wurden eine finnische Sauna, ein Dampfbad und eine
Erlebnisdusche eingerichtet. Die Schwimmhalle wurde ebenfalls komplett
saniert und das 5 x 7 m große Schwimmbecken an gleicher Stelle wird
wieder mit mehr als 30 Grad warmem Quellwasser aus der Kochbrunnenquelle
betrieben. Zusätzlich gibt ein großzügiger Ruheraum den Blick auf das
den Pool frei und ermöglicht Entspannung und Erholung. Künftig können
die Gäste aus über 30 verschiedenen Behandlungen, entspannenden Bädern,
intensiven Massagen oder Gesichts- und Körperpflege wählen. Betreut
werden Sie dabei von erfahrenen Wellness-Spezialisten für Massagen und
Kosmetik und von Salutologen, die sich um die ganzheitliche Gesundheit
der Gäste kümmern. Anlässlich der offiziellen Wiedereröffnung lud das
Hotel und das Team des neuen Badhaus-Betreibers am 04. September 2010
Hotelgäste und Wiesbadener für einen Erlebnistag rund um Health, SPA
& Wellness in das neue Badhaus ein.